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Gitta Bauer

Gitta Bauer | Journalistin
* 1919 in Berlin | + 1990

Gitta Bauers Geschichte erzählt, was bedingungslose Freundschaft und Loyalität bedeutet. Während des Zweiten Weltkrieges rettete Gitta ihrer jüdischen Freundin Ilse das Leben und beschützte sie vor den Nationalsozialisten. Ihre Geschichte steht für das Erinnern und den stetigen Bezug zu unserem Hier und Jetzt, für den Mut, Zivilcourage zu zeigen und für jemand anderen einzustehen.

Gitta wurde 1919 in Berlin geboren und sehr liberal erzogen. Sie war Mitglied einer katholischen Bewegung, die 1935 von den Nazis verboten wurde. Dennoch machten die Nationalsozialisten mit ihren Jugendverbänden anfangs auch auf Gitta Eindruck. Während der Olympischen Spiele von 1936 wurde sie von einer regelrechten Begeisterung ergriffen. Doch sie schaffte es, sich gegen diese Faszination zu wehren, sie hinterfragte die Propaganda und begriff ihre wahren Ziele. Bereits als 17-Jährige erkannte sie die Kriegsgefahr, die von den Nazis ausging, und veröffentlichte mit sechs Freunden eine kleine Zeitung, die zum Frieden aufrief und die sie auch an die Front versandten. Das Projekt flog auf und Gitta kam für kurze Zeit ins Gefängnis.

„Ist das Schwein tot? Dann ist der Krieg endlich vorbei.“ Diese Äußerung wurde ihrer jüdischen Freundin Ilse zum Verhängnis, die mit einem gefälschten Pass in Berlin lebte. Sie war bei der Arbeit eingedöst und intuitiv schossen diese Gedanken aus ihr heraus, als ein Vorgesetzter sie weckte und erzählte, dass man ein Attentat auf Hitler verübt hätte. Gitta versteckte Ilse, ohne zu zögern, neun Monate lang bis zum Kriegsende in ihrer Wohnung. Sie riskierte ihr eigenes Leben, um das Leben ihrer Freundin zu schützen. Hinter dieser mutigen Handlung steht eine junge Frau, für die ihre Hilfe weder eine moralische noch eine religiöse Entscheidung war, sondern es war für sie eine Selbstverständlichkeit.

Gitta erhielt die Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“. Sie hatte Zweifel, diese Ehrung anzunehmen, da sie „nur ein Leben gerettet hat“, sie hätte ihrer Meinung nach so viel mehr tun können. Doch das hat sie. Mit ihrer Stärke hat Gitta andere im Holocaust ermutigt, ebenfalls Menschen zu schützen. Und sie macht auch heute Mut, sich für andere Menschen einzusetzen und nicht wegzuschauen. Denn jedes Leben zählt.