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Emilie Winkelmann

Emilie Winkelmann| Erste freiberufliche Architektin Deutschlands
* 8. Mai 1875 in Aken | + 4. August 1951 auf Gut Hovedissen bei Bielefeld

Begeisterung und Leidenschaft können wahnsinnig viel Kraft in uns freisetzen. Bei Emilie Winkelmann war es die Liebe zur Architektur.

Emilie war eine Rebellin, sie wollte studieren, zu einer Zeit, in der Frauen das Studieren verwehrt war. Willensstark und kühn setzte sie ihren Bildungswunsch durch und wurde eine anerkannte Architektin.

In dem Baufachgeschäft ihres Großvaters lernte die junge Emilie alle Materialien für den Hausbau kennen und lieben. Sie erlernte das Zimmerhandwerk und beschloss, Architektin zu werden. Emilie war clever und unerschrocken und setzte sich über die Tatsache hinweg, dass Frauen der Zugang zu Hochschulen nicht erlaubt war. Lediglich als Gasthörerinnen waren Frauen zugelassen. Das machte sich Emilie zunutze und schrieb sich als E. Winkelmann an der Technischen Hochschule Hannover ein. Sie widersetzte sich den Regeln, folgte ihrer Berufung und zog das gesamte Studium als vermeintlicher Emil durch. Erst kurz vor dem Staatsexamen fiel ihre List auf und sie musste die Universität ohne Abschluss verlassen. 

Aber auch ohne Examen in der Hand hat sich Emilie einen Namen gemacht und ihr Leben der Architektur gewidmet. Emilie eröffnete als erste selbstständige Architektin Deutschlands ihr eigenes Büro mit teilweise bis zu 15 Mitarbeitern. 1907 errang sie den 1. Preis in einem Architekturwettbewerb für ein Theatergebäude mit Festsaal in Berlin. Es folgten Aufträge für Villen und Landhäuser in Berlin. Ihre Mitgliedschaft in der führenden Frauenvereinigung Berlins, dem Lyceum Club, verschaffte ihr viele Aufträge aus der Frauenbewegung. Ihr Büro florierte. Zu ihren bedeutendsten Bauten zählen das 1915 errichtete Viktoria-Studienhaus, europaweit das erste Studentinnen-Wohnheim, sowie das in Potsdam-Babelsberg entstandene „Haus in der Sonne“, ein Wohnhaus für alleinstehende Frauen im Ruhestand. 

Emilie war ihrer Zeit voraus, die von ihr entworfenen Gebäude gelten auch heute noch als bemerkenswert modern, viele davon stehen unter Denkmalschutz. Nach dem zweiten Weltkrieg engagierte sie sich bis zu ihrem Tod für den Wiederaufbau und die Unterbringung von Flüchtlingen. 

Emilie war eine feministische Vorreiterin, sie verfolgte ihren eigenen Weg zu Emanzipation und Bildung. Sie hat sich nie unterkriegen lassen, auch ohne Titel und die gebührende Anerkennung. Eine großartige Frau mit einer bemerkenswerten Lebensleistung.